Hilfe und Dokumentation zu WdK-Explorer

Diagramm für Aktuelle Auwahl statistik

1. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 155

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
155 und in Varennes festgehalten und dann unter Hohn und Spott des Pbels als Gefangener nach Paris zurckgefhrt, wo er gezwungen wurde, den Eid auf die Verfassung zu leisten. Die gesetzgeberische (legislative) Nationalversammlung. (1791 1792^. a) Die Gefangennahme des Knigs. Nachdem die verfassunggebende Nationalversammlung ihr Werk, dem Lande eine Verfaffuug zu geben, vollendet hatte, trat an ihre Stelle die gesetz-gebende (legislative), die durch Erla von Einzelgesetzen die Verfassung weiter ausbauen sollte. In dem Parlamente bernahm die Linke, die republikanische Partei, in der die Girondisten^) und Jakobiners am rcksichtslosesten vorgingen, die Fhrung, während die Rechte, die sich aus den Anhngern der konstitutionellen Monarchie zusammensetzte, immer mehr an Einflu verlor. Der König wurde gezwungen, an sterreich, das sich mit Preußen verbndet hatte, um dem revolutionren Treiben in Frankreich entgegenzutreten, den Krieg zu erklären; er tat es. Als er sich aber weigerte, die Geistlichen, die die Verfassung nicht beschworen hatten, aus dem Lande zu weisen und die Emigranten, die innerhalb einer festgesetzten Frist nicht zurck-gekehrt waren, zum Tode zu verurteilen und ihrer Gter-verlustig zu erklären, als serner die Preußen und sterreicher in Lothringen einrckten und der Herzog Karl Ferdinand von Braunschweig eine Erklrung verffentlichte, die alle Anhnger der neuen Staatsform in Frankreich bedrohte; da reizten die Jakobiner den zahlreichen Pbel der Vorstdte zu einem Sturm auf die Tuillerim. Der König flchtete mit den Seinen in die Nationalversammlung, wo er Schutz zu finden hoffte; aber feine Worte: Ich bin hierher gekommen, um Frankreich ein groes Verbrechen zu ersparen, ich hoste, nirgends sicherer zu fein als in ihrer Mitte!" machten keinen Eindruck. Er wurde mit seiner Familie zum Tempel", einem bnrghnlichen Gebude, gebracht und unter strenge Aufsicht gestellt; sein Schicksal lag bei der Nationalversammlung, seine Regierung hatte ein Ende. b) Die Septembermorde. Als die Nachricht von der Ein-nhme Verdnns durch die Preußen nach Paris gelangte, benutzten die Jakobiner diese Gelegenheit, die letzten Anhnger des Knigtums aus dem Wege zu rumen. Der Justizminister Dauton, selbst ein wtender *) Sie fhrten ihren Namen nach dem Departement der Gironde. 3) So genannt nach dem Orte ihrer Zusammenkunft, einem frheren Kloster der Jakobiner (Dominikaner).

2. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 160

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
' '^n. uf ;n, 4,%yj,1 ; J;t<">< ,''//? / 'U-+ Slhrnj H' + L Jx als Gromacht. Ferner wurde eine (5r c n f- (<D e nt a r f a t i o n --) 1' i n t e festgesetzt und so Deutschland in zwei Hlsten geteilt; während der nrdliche Teil fr neutral erklrt wurde, uahm der Krieg in dem-sdlichen Teile seinen Fortgang. Das Direktorium lie neue Aushebungen vornehmen, stellte neue Heere aus und schickte eines unter Iourdan nach dem Niederrhein (Franken) und ein anderes unter Morean nach Sddeutschland (Schwaben), ein drittes unter dem Oberbefehle von Napoleon Bona-Parte nach Italien. Ihr gemeinsames Ziel war Wien. Whrend der Erzherzog Karl die Franzosen unter Jonrdan und Moreau der den Rhein zurckdrngte, errang Napoleon Sieg ans Sieg, so bei Lodi. wo die tapferen franzsischen Grenadiere unter einem mrderischen Feuer die Ad d ab rcke erstrmten. Mantna mute seine Tore ffnen, und der Papst wurde gezwungen, Kunstwerke und Handschriften auszuliefern, die Napoleon als Empfehlungsbriefe" yach Paris schickte. Im Frieden zu 6 am Po Formio (Dorf und Schlo in der Nhe von Tbine) am 17. Oktober 1797 trat sterreich Belgien an Frankreich ab; aus der Lombardei und anderen Teilen Ober-italiens wurde die Cisalpiuische Republik gebildet, Genna zur Ligurischen Republik erklrt und der alte Freistaat Veuedig Ost erreich zuerkannt. In Rastatt sollte' der den Frieden mit dem Deutschen Reiche verhandelt werden; doch che die Verhandlungen znm Abschlu kamen, brach der Krieg von neuem ans. ^reichen König Friedrich Wilhelm Ii. 1786 - 1797. Wahlspruch: Aufrichtig und standhaft/") l. Seine Persnlichkeit. Da Friedrich der Groe starb, ohne Kinder zu hinterlassen, folgte ihm in der Regierung fein Neffe Friedrich Wilhelm, der Sohn, seines Brnders August Wilhelm. Der König war eine hohe, stattliche Erscheinung von wrdevoller Haltung. In seiuen edlen Zgen lag der Ausdruck freundlichen Wohlwollens und gutherziger Gesinnung. Seine guten Geistesgaben hatten eine vorzgliche Ausbildung erhalten. Vor allem liebte er die Musik; Mozart und Beethoven erfreuten sich seiner besonderen Gunst; seine 1) Sincere et constanter."

3. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 163

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
163 mit den Waffen zu schtzen, wurden aber unter Koseinszko bei Dnbienka (1792) besiegt. Um zu verhten, da Polen eine russische Provinz wrde, und um seine Grenzgebiete zu schtzen, lie auch Preußen seine Truppen einrcken und schlo mit Rußland ein Bndnis. Es kam zu einer neuen Teilung des polnischen Reiches, wobei Preußen Thorn und Danzig, auerdem Posen, Gnesen und Ka lisch (Sdpreuen), im ganzen 55000 qkm, und Rußland die stliche Hlfte von Litauen erhielt. Um die verlorenen Provinzen wiederzugewinnen, erhob sich der Rest der Polen unter Kosciuszko und Madalinski zu einem letzten Verzweiflungskampfe. Ein preuisches Heer rckte unter des Knigs .Meuer.fhrung in Polen ein und eroberte Krakau. Die Rusfeu drangen unter dem General Suwarow ebenfalls siegreich vor, nahinen Kosciuszko gefangen und beseiten Warschau. Auch fter-reich, welches an der zweiten Teilung nicht beteiligt war, lie seine Truppen einrcken. Als Preußen merkte, da es bei einer beabsichtigten dritten Teilung beiseite gedrckt werden sollte, schlo es mit Frankreich den Separatsrieden zu Basel, um seine ganze Macht im Osten verwenden zu knnen. Im Jahre 1795 wurde der Rest des polnischen Reiches geteilt, und das ehemalige Knigreich schwand von der Karte Europas. Preußen erhielt diesmal einen Strich Landes von der Weichsel bis zur Memel mit der Hauptstadt Warschau nebst einem Teile des Krakauer Landes (Nenostprenen und Neuschlesien), der 44000 qkm, sterreich bekam Westgalizien, Rußland den Rest des Polenreiches. Da der letzte kinderlose Markgraf von Ansbach und Bayreuth zu gunsten Preuens auf seine Lnder verzichtete, kamen auch diese im Jahre 1791 in preuischen Besitz,^- 5. Sein Tod. Gegen Ende seines Lebens litt der König an der Brnstwassersncht, die ihm groe Schmerzen bereitete; mit Sndhaftigkeit und Geduld ertrug er sein schweres Leiden, bis ihn der Tod im Jahre 1797 erlste. Der Besitzstand Preuens war unter seiner Regierung bedeutend grer geworden, die Einwohnerzahl desgleichen nicht unerheblich gestiegen. Besonders durch die beiden letzten Teilungen Polens hatte Preußen einen bedeutenden Lnderzuwachs erworben, seine *) Mit dem Laude kam auch der Rote Adlerorden an Prenen. Seins Inschrift: Sincere et constanter", d. h. Aufrichtig und standhaft", wurde der Wahlspruch Friedrich Wilhelms Ii. 11*

4. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 190

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
der Beresina. >) Napoleon verlie heimlich das Heer und floh in einem Schlitten nach Paris. Der Herr hatte gerichtet, und seine Hand hatte den bermtigen Kaiser schwer getroffen. 2. Preuens Erhebung. Napoleons Macht war vernichtet; die Morgenrte der Freiheit brach an. Der preuische General York, der Livland und Kurland er-obern sollte, schlo mit dem russischen General Diebitsch den Neutra-littsvertrag (30. Dezember 1812)von Tauroggen,-) nach welchem die preuischen Korps die Feindseligkeiten gegen Rußland einstellten. Zwar mute König Friedrich Wilhelm Iii., der in Potsdam von den Franzosen umstellt war, diesen Vertrag mibilligen und das kriegsrecht-liche Verfahren gegen York einleiten. Allein die kniglichen Boten wnr-den von den Russen zurckgehalten, und somit fhrte York das Kommando in der Provinz Ostpreuen weiter. Ilm freier handeln zu knnen, verlie der König seine Hauptstadt und begab sich nach Breslau. Von hier erlie er am 3. Februar 1813 einen Aufruf" zur Bildung freiwilliger Jgerkorps, und ein Erla vom 9. Febrnar ordnete die allgemeine Wehrpflicht aus die Dauer des Krieges an. Der König rief, und alle, alle kamen!" Aus allen Gauen Deutschlands strmten Freiwillige zu deu Waffen, Männer, Greise und Jnglinge, Vornehme und Geringe; sie alle wollten ihr Leben fr die Freiheit des Vaterlandes opfern. Auch zahlreiche Freikorps bildeten sich, so das Ltzow'sche mit der schwarzen Uniform und dem Totenkopse vor der Mhe.3) Was noch nie und nirgends erreicht worden ist, das vermochte der kleine, von den Feinden so arg ausgesogene preuische Staat im Jahre 1813: nicht weniger als 275 000 Streiter, smtlich Landeskinder, brachte er unter die Fahne, obgleich er damals nur 5 Millionen Einwohuer zhlte; von 17 Einwohnern war einer Soldat. Wer aber nicht mit hinaus in deu Krieg ziehen konnte, ') Nach russischen Angaben wurden 226374 Menschenleichen und 119370 Pferdekadaver verbrannt. Wieviele Tote bereits begraben waren, wei kein Mensch. 2) In Litauen, stlich von Tilsit. 3) Dem Ltzow'schen Freikorps geborte auch die 21 jhrige Heldenjnng-fvau Eleonore Prohaska aus Potsdam als Jger an. In dem Gefechte an der Grde wurde sie tdlich verwundet und starb am 5. Oktober 1813 in Dannenberg. Ihre Beerdigung erfolgte am 7. unter groen militrischen Ehren. Vergleiche ferner Krners Gedicht: Ltzows wilde Jagd" und Jger-lied", Landsturm", Frhlingsgru an das Vaterland", Erneuter Schwur" von M. von Schenkendorf.

5. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 108

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
108 Sivjw! r"mql Jsph Ii-, bcr Nachfolger der Kaiserin Mana Theresia eine Abruudung seines Gebietes. Im Einverstndnisse mit den brigen Gromchten bot er dem Kurfrsten Karl Theodor den mansch Bayerns gegen die sterreichischen Niederlande lm2 ? et!U ^ni9 von Burgund an. Doch auch diesen fr Preußen gefhrlichen Plan wute Friedrich zu vereiteln Er sagte dem nchsten Erben von Bayern, Karl August vou Psal--Zw ei brcken, seinen Beistand zu und stiftete mit Hannover und Sachsen den Deutschen Frstenbund" (1785), um den Lnder-bestand (Gleichgewicht) im Reiche gegen die ferneren bergriffe sterreichs zu sichern. ' Wenn der Frstenbund auch nach dem Tode Friedrichs Ii aufgelst wurde, so hatte er doch seinen Zweck erreicht; Preueu an der pltze jener deutschen Staaten, die nicht auf Seiten sterreichs standen trat den sterreichischen Plnen zum ersten Male mit Ersolg entgegen' Vi. Iricbrichs des Hro-I. Aersnlichk-it, Lebensweise und Fod. 1. Seme Persnlichkeit. Schon im uern bekundete Friedrich eine hochbegabte, zum Herrschen angelegte Natur. Er war vou mittlerer Fe "! cbicr Die hohe Stirn, wies aus die vorzgliche geistige Begabung hin, und aus dem schmalen, bartlosen Antlitze blickten seine blauen Augen freundlich auf jeden herab und verrieten einen durch-dringenden Verstaub. Friedrich der Groe trug gewhulich einen blauen Oberrock geschmckt mit dem Abzeichen des Schwarzen Adlerordens. hol>e Reiterstiefel und einen kleinen dreieckigen Hut; in der Hand fhrte er m spteren Jahren meistens einen Krckstock. . Seinen Untertanen gegenber war der König ein gtiger, leut-liger Herr, und jedem dankte er freundlich fr feinen Gru. Geistes-gegenwart und Mut besa er wie wenige Menschen, und in den Schlachten H " mcm?e P^be hiervon abgelegt. Gro war seine Gerechtig-keitsliebe, und strenge hielt et darauf, da die Soldaten gut behandelt wurden. Wenn er augritt, umringte den geliebten König nicht selten eme jubelnde Kinderschar. 2. Seine Lebensweise. Bis an das Ende seines Lebens erfllte tjnednch mit der grten Sorgfalt alle Pflichten feines kniglichen Be-"'!- 6u'-" pstgte er zu sagen, des Staates erster Aieuer Mein Stand verlangt Arbeit und Ttigkeit. Mein Geist und mein Leib beugen sich unter ihre Pflicht $a ich lebe, ist nicht ntig, wohl aber, da ich ttig bin"

6. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 109

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
109 . Von morgens frh bis abends spt war er unermdlich ttig. Schon um vier Uhr sa er an seinem Arbeitstische. Das Lesen der wichtigsten Schreiben, die Behrden oder Privatleute eingereicht hatten, war seine erste Beschftigung. Seine eigenhndig hingeschriebenen Rand-bemerkungen sind oft voll Witz oder beiendem Spott. Um neun Uhr besprach er mit hohen Offizieren wichtige Angelegenheiten des Heeres und hrte den Vortrag seiner Rte. Dann begannen die Audienzen; jeder hatte in wichtigen Angelegenheiten ungehindert Zutritt zum Könige. Die armen Leute," sagte er, wissen, da ich Landesvater bin, und oft haben sie gewi Grund genug, sich zu beschweren." Um zwlf Uhr wurde zu Mittag gespeist. Am Nachmittage unterhielt sich Friedrich mit Knstlern und Ge-lehrten, las wissenschaftliche Werke oder machte einen Spaziergang durch die Gartenanlagen. Abends erfreute er sich gern an einer musikalischen, Unterhaltung; denn leidenschaftlich liebte der König die. Musik, und stundenlang konnte er sich am eigenen Fltenspiel ergtzen. Dabei blieb aber dem geistvollen Fürsten noch Zeit zur Schriftstellern *) und Dichtkunst. Die hervorragendsten unter seinen Werken sind die Ge-schichte meiner Zeit" und die Geschichte des Siebenjhrigen Krieges". In jedem Frhjahre und Sommer bereiste Friedrich seine Provinzen, musterte die Truppen und sah nach, ob das Land gut ver-waltet wrde.2), 3. Sein Tod. Die Mhseligkeiten des Krieges und die stete Arbeit schwchten allmhlich die kernige Gesundheit des groen Knigs. Er war in spteren Jahren oft leidend, dazu stellte sich eine schmerz-hafte Krankheit, die Waffersucht, ein. Im Bette konnte er nicht liegen, und Tag und Nacht sa er in einem Sessel; nie aber gab der hohe Kranke ein Zeichen des Schmerzes von sich. Im Jahre 1786 schlo der groe König und Kriegsheld sein tatenreiches Leben im Alter von 74 Jahren, im 47. Jahre seiner Regierung. Die Nachricht von seinem Tode versetzte seine Untertanen in die tiesste Trauer, erregte aber auch in weiteren Kreisen die grte Teilnahme. Ein sterreichischer Minister brach bei der Todesnachricht in die Worte aus: Wann wird einen solchen König wieder das Diadem zieren?" Seine irdische Hlle fand in der Garnifonkirche zu Potsdam ihre letzte Ruhesttte; aus dem Sarge des Fürsten stehen die einfachen Worte: x) Seine in franzsischer Sprache geschriebenen Werke umfassen 31 Bnde. 2) Erg. Nr. 13. Vergl. Geibels Gedicht: Sanssouci"; Wacker, Lesebuch Iii, Nr. 157.

7. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 272

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
Ehrlich- etoroutft. Auf bcn Rat bewhrter rzte sichte der Kronprim m England. Tirol und San Nemo Heilung. Das bel nahm zedoch von Tag zu Tag zu. Die rzte mnten sogar, um den hohen Kranken vor dem Erstickungstode zu bewahren, die Luftrhre aufschneiden und eine silberne Rhre (Kanle) einsetzen. Der ritterliche Held, der so oft. und so fhlt dem Tode ans dem Schlachtfelde ins Auge'geschant hatte, sollte das Opfer einer schleichenden Krankheit werden. 2. Der Dulder auf dem Throne. Am 9. Mrz 1888 wurde dem kranken Kronprinzen im Garten seines Schlosses in San Remo eine Dusche berreicht mit der Aufschrift: An Seine Majestt, den Deutschen Kaiser. Mit trnen in bcit Augen gab er sie ungeffnet zurck; b% wenigen Worte auf der Adresse hatten ihm genug gesagt. Nichts konnte den neuen Kaiser jetzt mehr in San Nemo halten. Trotz der schweren Krankheit, trotz der eisigen Winterklte eilte er hin zur Totenbahre seines Vaterv, den er lebend nicht hatte wiedersehen.sollen, hin zu seinen geliebten Untertanen. .In Charlotten brg, wo es ruhiger war als in der Hauptstadt Berlin, nahm Kaiser Friedrich seine Residenz. Tief bewegt fchante er hier vom Fenster nieder, als die Leiche seines teuren Vaters an dem Schlosse vorbergefhrt wurde; ihn zur letzten Ruhesttte zu geleiten, war ihm nicht vergnnt. Einige Wochen schien es. als ob eine Besserung jn dem Befinden des Kaisers eingetreten sei. luid Hoffnungsfreubig blickten die Augen aller Deutschen nach Charlottenburg und Schlo Friedrichskrn" bei Potsdam, wohin spter die Residenz des Kaisers verlegt war. Trotz seines^ leibeuben Zustandes widmete sich Friedrich Iii. den Regiernngs-gefchiften. Schon am 12. Mrz verffentlichte er eine Botschaft An Mein Volk" und einen Erla An den Reichskanzler". Beide Dokumente wurden mit groer Befriedigung von em deutschen Volke ausgenommen; denn beide legten Zeugnis ab von der Weisheit, Milde und edlen Absicht des geliebten Kaisers. Die Besserung in dem Befinben des Kaisers war nur eine scheinbare; schon bald wandte sich die Krankheit zum schlimmeren, und unsgliche Schmerzen hatte der Fürst zu erdulden, die er aber mit standhafter Geduld und vollster Ergebung ertrug. .1. Sein Tod. Am M.orgen des 15. Juni') trat die Kaiserin zum letztenmal an das Schmerzenslager des geliebten Gatten und mit ihr die ganze knigliche Familie. Noch einmal lie der Kaiser sein lebens- Am 18. Juni, dem Jahrestage der Schlacht von Belle-Allianee. trug man den zweiten Deutschen Kaiser zu Grabe.

8. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 115

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
115 durch Verwischung der Unterscheidungslehren suchte er die christlichen Kon-sessionen einander zu nhern. Gegen 700 Klster hob er auf, und das einge-zogene Vermgen verwendete er zur Grndung von Kranken-, Armen- und Waisenhusein und zur Vermehrung und Aufbesserung der Psarr- und Lehrer-stellen. Die Klostergebude wurden zu Kasernen und Fabriken gemacht und die kirchlichen Gefe an Juden fr einen Spottpreis verkauft. Als warmer Anhnger der franzsischen Freidenker suchte er den allge-meinen Menschenrechten Anerkennung zu verschaffen. Er hob die Leibeigensch a f t ohne Entschdigung in beiden Reichshlften auf, eab allen seinen Untertanen Gleichheit vor dem Gesetze und verordnete eine gleich-mige Besteuerung aller Staatsbrger nach dem Vermgen. Die staat-liehe Zensur wurde beseitigt und eine gewisse Prefreiheit gestattet. Den Beamten machte er Unbestechlichkeit zur ersten Pflicht, den Richtern strenge Unparteilichkeit und schaffte die Todesstrafe ab. Die Verbrecher wurden zum Ziehen der Schiffe aus der Donau und zum Straenkehren ver-urteilt. Fr Kunst und Wissenschaft hatte Joseph Ii. kein Verstndnis. Kunstwerke (Jlionens, jetzt in Mnchen) wertvolle Handschriften und seltene Bcher kamen unter den Hammer. Die gesamten Lnder der sterreichischen Monarchie suchte er zu einem Ei n h e its st aa te zusammenzuschmelzen, dessen Verwaltung in Wien ihr Zentrum haben sollte. Er verfgte die Aufhebung der niederlndischen Verfassung, verordnete fr Ungarn bei allen amtlichen Handlungen den Gebrauch der deutschen Sprache an Stelle der lateinischen und gab diesem Lande eine neue Bezirkseinteiluug. Da aber Joseph Ii. bei seinen Neuerungen auf stndische Rechte und nationale Eigenart keine Rcksicht nahm, althergebrachte Gewohnheiten und Gebruche vorschnell zerstrte, erzeugte er einen tiefen Unwillen in allen Teilen des Reiches und unter allen Stnden. In den sterreichischen Niederlanden kam es zu offenem Aufruhr, und als auch Ungarn in Grung geriet, sah sich Joseph Ii. gezwungen, alle seine neuen Einrichtungen und Gesetze fr aufgehoben zu erklären; nur das Toleranzedikt und die Aufhebung der Leibeigenschaft blieben bestehen. Der tiefe Gram, den mhsamen Bau seines Lebens mit einein Schlage zerstrt zu sehen, er-schtterte seine ohnehin schwankende Gesundheit vollends; er starb im noch nicht vollendeten fnfzigsten Jahre seines Levens. Auf seinen Grabstein wnschte er, die Werte zu schreiben: Hier ruht ein Fürst, dessen Absichten rein waren, der aber das Unglck hatte, alle seine Entwrfe scheitern zu sehen." Frankreich. Ludwig Xv. Auf Ludwig Xiv. folgte sein Urenkel Ludwig Xv., unter dem die Mistnde, die bereits unter s-nnem Vorgnger in Frankreich herrschten, noch rger wurden. Durch die absolute Monarchie war das Knigtum in Eigenmchtigkeit und Willkr verfallen, die Vertretung der obersten Stnde (etats generaux), die der König nach Belieben und Bedrfnis ver- 8*

9. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 209

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
209 Kinder, um sie zu pflegen und zu beruhigen. Was die Knigin damals empfand. brckt sie mit den schnen Worten des groen Dichters Goethe ans: Wer nie sein Brot in Trnen a, Wer nie die kummervollen Nchte Auf feinem Bette weinend fa, Der kennt euch nicht, ihr himmlischen Mchte."') Nach der Schlacht von Eylan fate Luise wieber einige Hoffnung; als aber die Nachricht von der vollstnbigen Nieberlage bei Friedland zu ihr brang. schwanb jegliche Zuversicht. Schon wollte sie das Vater-land verlassen, als es zum Frieden von Tilsit kam. Bei den Friedensunterhandlungen erschien auch Luise aus besonderen Wunsch des Knigs, damit sie durch die hohe Wrde ihrer Erscheinung, die edle Ruhe ihres Gemts und die groe Gabe ihrer Rede den srau-zsischen Machthaber zu einem ehrenvollen Frieden, znr Schonung des Landes und des Volkes bewege. Napoleon lub die hohe Frau zur Tafel; die Wrde der schnen und geistvollen Knigin machte ans den Eroberer zwar einen tiefen Eindruck, vermochte aber nicht, sein hartes Herz zu erweichen. Was er das eine Mal versprach, lie er nachher als hfliche Redensart, durch die er sich nicht gebunden glaubte, widerrufen; ja er wagte es sogar, den König und die Knigin zu verletzen, indem er an sie die schnde Frage richtete: Wie konnten sie es wagen, mit mir, der ich schon mchtigere Nationen besiegte, Krieg anzufangen?" Entrstet und tief verletzt der solch eine uerung, antwortete Luise mit Stolz und Wrbe: Sire, dem Ruhme Friedrichs des Groen war es wohl erlaubt, uns der unsere Krfte zu tuschen, wenn anders wir uns ge-tuscht haben." Von Tilsit begab sich die Knigin nach Memel zurck, wo sie bis 1808 blieb; nach dieser Zeit wohnte die knigliche Familie wieder in Knigsberg. - Erfllt von unerschtterlichem Vertrauen auf die gttliche Vorsehung, ertrug die Knigin ihr hartes Geschick, und es gelang ihr auch, den König mit Trost zu erfllen und zu Opfern bereit zu machen. In ihrer Opferwilligkeit gab die knigliche Familie dem ganzen Lande das rhrendste Bei-spiel. Die Dienerschaft wurde bedeutend verringert und ihre kostbare Livree abgeschafft. Der Haushalt der kniglichen Familie war ein vollstndig brger- ') Geschrieben zu Ottelsburg am 5. Dezember 1806 ins Tagebuch. Vergleiche : Brief der Knigin Luise von Preußen an ihren Vater", Wacker, Lese-buch Iii, Nr. 194, und: Knigin Luise und Napoleon" von Gehlert; Wacker, Lesebuch Iii, Nr. 195. Brockmann. Lehrbuch der Geschichte. Iii. 14

10. Geschichte des brandenburgisch-preußischen Staates und der Neuzeit seit dem Westfälischen Frieden - S. 210

1906 - Münster in Westf. : Schöningh
210 - licher. Die Knigin bestimmte selber den Speisezettel, damit nicht zu viel ausgegeben werde. Erbsen und Pkelfleisch wurden nicht verschmht; ein Stck Wild, von einem Gutsherrn geschenkt, oder ein guter Fisch eines mit-leidigen Fischers galten als Leckerbissen. Ein Landmann schenkte 30 000 Mark, eine Bauersfrau brachte einen Korb mit frischer Butter. Die Knigin nahm ihr Schultertuch sie hatte augenblicklich nichts Besseres und reichte es der guten Frau als Zeichen der Dankbarkeit. Klaren Geistes erkannte die Knigin, die an politischem Weitblick ihren Gemahl bertraf, da Preußen nur durch eine vollstndige Erneuerung des Staatswesens und durch Anspannung aller Krfte gerettet werden knnte. Auch den Staatsangelegenheiten, denen sie frher ferner gestanden hatte, suchte sie sich mehr zu nhern und auch auf den König einzuwirken. Die franzosenfreundliche Partei verlor ihren Einflu, dagegen wurden wahrhaft vaterlandsliebende Männer, wie z. B. Stein, als Berater der Krone berufen. Im Jahre 1809 wurde endlich ein sehnschtiger Wuusch der Knigin erfllt; sie konnte uach Berlin zurckkehren. Es war derselbe Tag. au dem sie vor 16 Jahren als Braut ihren feierlichen Einzug in die Haupt-stadt gehalten hatte. Die Knigin fuhr in einem Wagen, welchen ihr die Brgerschaft als Zeichen der Liebe entgegengeschickt hatte; der König kam herangeritten, und der Jnbel, der die geliebte Landesmutter bei ihrem zweiten Einzge empfing, bertraf den frheren an allgemeiner Freude und inniger Rhrung. 4. Krankheit und Tod der Knigin.2) Das Herzeleid der das tiefe Elend des geliebten Vaterlandes, die vielen Entbehrungen und Gefahren, die Lnife hatte erdulden mssen, zerrtteten schon frhzeitig ihre blhende Gesundheit. Preuens ruhmvolle Erhebung und Napoleons jhen Sturz sollte sie nicht mehr erlebeu. Als die Knigin im Jahre 1810 ihren Geburtstag feierte, war sie anscheinend recht heiter, aber ihr Herz erfllten ernste Gedanken. Gleich als wenn sie ihr nahes Ende bereits ahnte, sagte sie: Es wird wohl das letzte Mal sein, da ich hier meinen Geburtstag feiere." Im Frhlinge desselben Jahres begab sie sich zu tharer Erholung nach ihrer Heimat, nach Schlo Hohenzieritz in Mecklenburg. Hier verlebte sie einige frhliche Tage; man fate gute Hoffnung. Aber bald stellten sich die frheren Brustbeklemmungen wieder ein und zwar so heftig, da Luise in der uersten Lebensgefahr schwebte. Der König wurde von Berlin herbeigerufen und brachte zur grten Freude der kranken Mutter auch *) Vergleiche: Aus einem Briefe der Knigin Luise an ihren Vater," Wacker, Lesebuch Iii, Nr. 196.
   bis 10 von 2409 weiter»  »»
2409 Seiten  
CSV-Datei Exportieren: von 2409 Ergebnissen - Start bei:
Normalisierte Texte aller aktuellen Treffer
Auswahl:
Filter:

TM Hauptwörter (50)50

# Name Treffer  
0 10
1 21
2 108
3 17
4 137
5 189
6 31
7 169
8 4
9 28
10 1144
11 133
12 231
13 2
14 245
15 4
16 94
17 7
18 2
19 24
20 195
21 16
22 10
23 207
24 70
25 78
26 50
27 81
28 164
29 3
30 39
31 217
32 1
33 101
34 174
35 29
36 127
37 1232
38 12
39 39
40 21
41 43
42 157
43 242
44 1
45 186
46 140
47 60
48 78
49 3

TM Hauptwörter (100)100

# Name Treffer  
0 15
1 463
2 59
3 14
4 22
5 0
6 6
7 70
8 198
9 344
10 1
11 1
12 34
13 38
14 129
15 111
16 334
17 1445
18 5
19 151
20 167
21 83
22 51
23 615
24 8
25 50
26 109
27 2
28 113
29 75
30 6
31 218
32 51
33 3
34 37
35 24
36 54
37 43
38 90
39 231
40 13
41 63
42 69
43 61
44 13
45 112
46 12
47 15
48 6
49 8
50 2
51 37
52 148
53 35
54 44
55 266
56 127
57 11
58 44
59 68
60 30
61 8
62 6
63 82
64 72
65 78
66 10
67 137
68 154
69 32
70 4
71 271
72 43
73 5
74 68
75 41
76 39
77 317
78 35
79 4
80 10
81 14
82 296
83 121
84 37
85 97
86 96
87 139
88 172
89 58
90 46
91 44
92 418
93 2
94 304
95 14
96 119
97 11
98 761
99 18

TM Hauptwörter (200)200

# Name Treffer  
0 604
1 129
2 494
3 178
4 240
5 219
6 533
7 320
8 79
9 534
10 385
11 122
12 396
13 198
14 87
15 417
16 441
17 132
18 306
19 567
20 63
21 213
22 501
23 76
24 277
25 281
26 347
27 489
28 181
29 249
30 360
31 116
32 188
33 1495
34 320
35 221
36 56
37 465
38 125
39 513
40 400
41 49
42 178
43 496
44 322
45 112
46 157
47 296
48 294
49 343
50 401
51 550
52 298
53 98
54 1211
55 329
56 163
57 130
58 315
59 2409
60 154
61 365
62 638
63 354
64 329
65 380
66 124
67 298
68 133
69 7
70 49
71 397
72 291
73 588
74 354
75 350
76 135
77 307
78 120
79 298
80 502
81 2469
82 169
83 172
84 96
85 351
86 94
87 145
88 339
89 188
90 110
91 641
92 17
93 119
94 104
95 143
96 33
97 245
98 253
99 176
100 1219
101 79
102 532
103 485
104 168
105 361
106 183
107 150
108 271
109 189
110 303
111 253
112 382
113 178
114 239
115 600
116 287
117 78
118 227
119 239
120 368
121 894
122 127
123 329
124 274
125 250
126 297
127 698
128 299
129 408
130 48
131 913
132 302
133 264
134 145
135 46
136 1295
137 97
138 137
139 80
140 427
141 126
142 544
143 1049
144 221
145 688
146 396
147 138
148 427
149 88
150 336
151 324
152 551
153 99
154 146
155 429
156 916
157 309
158 347
159 203
160 161
161 121
162 393
163 360
164 107
165 503
166 745
167 280
168 177
169 309
170 165
171 476
172 388
173 770
174 143
175 1127
176 426
177 1380
178 136
179 489
180 106
181 381
182 1010
183 1161
184 309
185 144
186 191
187 265
188 245
189 370
190 199
191 333
192 398
193 279
194 354
195 225
196 565
197 325
198 299
199 259